Für viele Sportarten hat COVID-19 auch wirtschaftlich große Schäden hinterlassen. Ohne Wettkämpfe keine Einnahmen und keine mediale Wahrnehmung. Was heißt das für Sponsoren, Vereine und Sportler? Und wohin entwickelt sich das Sportsponsoring diesseits der Fußball-Bundesliga oder der Formel 1? Nachgefragt bei Christian Volkmer, Geschäftsführer des IT-Sicherheits- und Datenschutzdienstleisters Projekt 29 aus Regensburg und selbst engagierter Förderer des Sports.
Herr Volkmer, in welchen Sportarten engagieren Sie sich mit Projekt 29 als Sponsor und was treibt Sie dabei an?
Christian Volkmer: Ich schaue mit meiner Firma eher ganzheitlich auf den Sport. Ein Schwerpunkt unseres Engagements liegt beim Eishockey. Das ist ja auch naheliegend als 1. Vorsitzender des EV Regensburg und Gesellschafter der Eisbären Regensburg. Wir unterstützen darüber hinaus aber auch den Fußball-Zweitligisten Jahn Regensburg, die Baseballer der Guggenberger Legionäre sowie die Bunker Ladies des ESV1927, einer aktuell in die zweite Liga aufgestiegenen Damen-Handball-Mannschaft. Und wir machen punktuell auch noch weiter – vom Alpenverein über den Stadt-Marathon bis hin zur Förderung von Sportprojekten für Kinder mit geistiger Behinderung oder sozialer Benachteiligung. Dahinter steht neben der Faszination für den Sport die Überzeugung, dass Sport ein enorm wichtiger Standortfaktor ist. Und das nicht nur aus werblicher Sicht, sondern auch weil er lokal und regional das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben wesentlich mitbestimmt und bereichert. Hieraus ergibt sich für uns als sportförderndes Unternehmen eine Verpflichtung und Verantwortung gegenüber der Region.
Was unterscheidet einen Sponsor von einem Mäzen?
Ich denke, da verlaufen die Linien im Sport nicht wirklich trennscharf. Dem Sponsor ausschließlich ein wirtschaftliches und dem Mäzen ein überwiegend emotionales Interesse zuzuschreiben, deckt sich nicht mit meiner Erfahrung. Im Sponsoring steckt immer auch viel Herzblut und Identifikation. Was aber nicht heißt, dass ein Sponsor aus bloßer Sympathie einen warmen Geldregen über einen Verein ergießt. Das Engagement muss immer Sinn ergeben und sollte nachhaltig sein – wirtschaftlich wie auch sozial und emotional.
Welche Erwartungen richten Sie an die von Projekt 29 geförderten Sportler und Teams?
Sportsponsoring dreht sich immer um Menschen, ihre Leistung, ihren Einsatz und ihre Wirkung nach innen wie nach außen. Daraus ergibt sich eine besondere Verantwortung für alle Akteure – für Sportler, Trainer und Funktionäre wie auch für Sponsoren. Diese ganzheitliche Perspektive schafft die Grundlage für ein wertebasiertes Sponsoring mit integrativer Kraft bis in die Nachwuchsarbeit und das gesamte ehrenamtliche und zivilgesellschaftliche Umfeld. Einfach nur unser Logo an die Wand zu hängen, wäre mir ganz klar zu wenig.
In Pandemiezeiten war es zuletzt wegen fehlender Wettkämpfe um die Sichtbarkeit der Sportarten schlecht bestellt. Was bedeutet das für Sie als Sponsor und Ihre Erwartungen an ein Payback Ihres Engagements?
Unter Corona-Restriktionen ist das Sportleben außerhalb der Profibereiche vielerorts komplett zum Erliegen gekommen. Mit dem Ausfall von Wettkämpfen fehlte dem Sponsoring natürlich die große öffentliche Bühne. Als Sponsor hätten wir da sagen können, „ihr könnt nicht liefern, also steigen wir aus“. Das haben wir aber ganz bewusst nicht getan. Mich hat sehr beeindruckt, mit welchem Engagement die Vereine auch unter diesen schwierigen Bedingungen bemüht waren, ihre Sponsoren sichtbar zu halten. Gerade über Social Media – hier ein Post, da ein kleines Video, dort ein Dank an die Partner für die Treue. Unsere Vereine und die Sportler haben auch unter widrigsten Bedingungen die Partnerschaft jederzeit verantwortungsvoll gelebt. Das fand ich sehr beeindruckend und inspirierend. Dies ist auch von unseren Kunden und Mitarbeitern sehr positiv wahrgenommen worden – und genau das ist ja ein ganz wesentliches Motiv für ein Sportsponsoring.
Was raten Sie aus Ihrer Erfahrung Sponsoren und Sportlern für die Ausgestaltung einer dauerhaften, gemeinsam gewinnbringenden Beziehung?
Die Corona-Pandemie hat Sport und Sponsoring noch näher zusammenrücken lassen. Es zeigte sich dabei einmal mehr, wie extrem wichtig Transparenz dabei ist. Also die Klärung elementarer Fragen: Wo will der Verein hin? Wofür braucht er Unterstützung? Welche Interessen und Ziele verfolgt der Sponsor und wie verbinden diese sich mit dem Verein und den Sportlern? Man muss sich aufeinander einlassen und gemeinsam bewährte und neue Wege gehen. Eine neue Qualität haben sicher die in der Pandemie umfangreich genutzten digitalen Kommunikationswege gebracht. Diese gilt es weiter auszubauen, im Sinne des Datenschutzes sicher zu gestalten (wo Projekt 29 ja zu Hause ist) und die neue Technik auch im Sinne des Sponsorings zu nutzen. Da stehen wir erst am Anfang vieler spannender digitaler Möglichkeiten.
Inwiefern könnte dabei Vernetzung im Sport und externe beratende Unterstützung, z.B. durch TEAM Sport-Bayern, hilfreich sein?
Ich halte die Vernetzung der Vereine untereinander für enorm wichtig. Unser Sportinternat in Regensburg, das wir gemeinsam mit Eishockey und Baseball betreiben, ist eine echte Erfolgsstory für das Bündeln der Kräfte auf breiter Ebene. Dabei öffnen sich dann auch in der gemeinsamen Vermarktung Möglichkeiten, die oft weit über das hinausgehen, was die einzelne Sportart für sich allein erreichen kann – frei nach dem Motto: Synergien schaden nur dem, der sie nicht nutzt.
Was ist Ihr Vorschlag für die Vereine?
Schaut über den eigenen Tellerrand und nutzt gemeinsame Plattformen wie TEAM Sport-Bayern, um Euch zu vernetzen und offen auszutauschen. Vielen kleinen Vereinen und Verbänden fehlen die Erfahrung und professionelle Manpower, um eigene Sponsoring-Konzepte zu erstellen und entsprechende Verträge aufzusetzen. Kommunikation und intensiver Austausch schaffen da viele neue, sonst nicht erreichbare Optionen.
Aber am Ende dreht sich dann medial dann doch alles nur um die Fußballbundesliga und die Champions League…
Es hilft überhaupt nicht, über die Dominanz des Fußballs zu jammern. Da muss man eben selbst kreativ werden und beispielsweise Streamings von eigenen Sportveranstaltungen und unterklassigen Liga-Ereignissen aufsetzen. Da stehen viele Sportarten noch ganz am Anfang. Wir haben in Regensburg schon sehr positive Erfahrungen gemacht. Wir teilen diese gerne. Einfach weil uns bei Projekt 29 der Sport und seine Akteure ehrlich am Herzen liegen.