Yan­nick Hanf­mann, 29, gehört zu den Top 100 der ATP-Welt­rang­lis­te. Der Karls­ru­her Ten­nis­pro­fi hat an der renom­mier­ten Uni­ver­si­ty of Sou­thern Cali­for­nia Inter­na­tio­nal Rela­ti­ons stu­diert und schlägt in der 1. Ten­nis-Bun­des­li­ga für sei­nen lang­jäh­ri­gen Ver­ein TC Wein­heim 1902 auf. Ein Gespräch über Kar­rie­re­we­ge und Ver­ant­wor­tung im Sport. 

(Foto: Jür­gen Hasenkopf)

Yan­nick, was hat dich auf dei­nem Weg zum Ten­nis­pro­fi am meis­ten geprägt und vorangebracht?

Mei­ne Eltern sind bei­de gute Ten­nis­spie­ler. Mein Vater war talen­tiert, konn­te aber damals nicht die Unter­stüt­zung bekom­men, mehr aus sei­nem Sport zu machen. Er muss­te immer gucken, wo er alles her­be­kam: Schlä­ger, Bäl­le, Spiel­part­ner… Das war für mich ein­fa­cher. Von zu Hau­se aus und aus mei­nem Umfeld hat­te ich gute Bedin­gun­gen, um ambi­tio­niert Fuß­ball und Ten­nis zu spie­len. Der Leis­tungs­ge­dan­ke war immer dabei. Ich woll­te ein­fach das Bes­te raus­ho­len. Mei­ne Eltern haben mir Mut gemacht und mir sehr gehol­fen, mei­nen Weg in die Pro­fi­kar­rie­re zu gehen, dabei aber Schu­le und Stu­di­um nicht aus dem Auge zu ver­lie­ren. Alles spielt zusammen.

Wie wich­tig ist Dir neben der Fami­lie Dein per­sön­li­ches Umfeld?

Ten­nis ist ein Ein­zel­sport, der aber pro­fes­sio­nell nur im Team funk­tio­niert. Dafür ist sind für mich die Begeg­nung und das Zusam­men­ar­bei­ten mit unter­schied­li­chen Ten­nis- und Fit­ness­trai­nern sowie mit ande­ren Spie­lern sehr wich­tig. Ich habe es mir ange­wöhnt immer vie­le Fra­gen zu stel­len nach dem War­um und Wie. Zuhö­ren kön­nen, sehe ich als eine Grund­vor­aus­set­zung für jede Ent­wick­lung. Um dar­aus die best­mög­li­chen Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, stim­me ich mich schließ­lich immer mit den Eltern und mei­nem Trai­ner­stab ab. Das alles ist bei mir auf Kon­ti­nui­tät und opti­ma­le Per­for­mance aus­ge­rich­tet. Mein Umfeld hilft mir dabei sehr.

Wor­auf musst du als Ath­let auf dei­nem sport­li­chen Weg beson­ders ver­trau­en können?

Im Mit­tel­punkt steht dabei der Glau­be an mich selbst. Der ist essen­zi­ell, sonst kann man in dem hoch­kom­pe­ti­ti­ven Umfeld nicht mit­hal­ten. Das gilt gera­de in schlech­ten Zei­ten. Sonst kann man sehr schnell an der Kri­se zer­bre­chen und sei­ne Zie­le aus den Augen ver­lie­ren. Für den Glau­ben an sich selbst ist ein sta­bi­les Umfeld beson­ders wich­tig. Gera­de im Ten­nis, wo man als Pro­fi das gan­ze Jahr unter­wegs ist und fast jede Woche in einem ande­ren Land spielt. Da ist der Rück­halt ver­trau­ter Men­schen aus dem eige­nen Trai­nings­zen­trum sehr viel Wert. Genau­so wie mein klei­ner Freun­des­kreis, der mir gegen­über immer sehr loy­al ist und auf den ich jeder­zeit bau­en kann. Ohne die Fami­lie, Freun­de und den Trai­ner­stab wäre eine pro­fes­sio­nel­le Kar­rie­re für mich nicht denkbar.

Was bedeu­tet für Dich Anti-Doping – grund­sätz­lich und in den Aus­wir­kun­gen auf Dei­nen Alltag?

Anti-Doping ist fest mei­nen All­tag inte­griert. An 365 Tagen im Jahr muss ich über eine App Bescheid geben, wo ich mich gera­de auf­hal­te. Das ist für uns Ten­nis­pro­fis mit unse­ren vie­len Rei­sen auf­wen­dig und auch etwas läs­tig. Aber für mich gehört es ein­fach dazu. In die­sem Jahr wur­de ich mit Blick auf Olym­pia sehr oft von der Inter­na­tio­nal Ten­nis Fede­ra­ti­on, ITF, und der Natio­na­len Anti-Doping Agen­tur, NADA, getes­tet. Der Sport soll sau­ber sein, da ste­he ich voll dahinter.

Wie ist grund­sätz­lich Dei­ne Hal­tung zu Ver­trau­ens­miss­brauch im Sport?

Ver­trau­en ist ein zen­tra­ler Wert im Sport. Im Ten­nis­sport wird es am ehes­ten durch Doping und Spiel­ma­ni­pu­la­ti­on in Fra­ge gestellt. Bei­des ist für mich nicht akzep­ta­bel. Auf­pas­sen muss unser Sport, wenn in den nied­ri­gen Ran­kings Spie­ler, die am Exis­tenz­li­mit leben, sich auf fins­te­re Wett­ge­schäf­te ein­las­sen. Das sind zum Glück nur Ein­zel­fäl­le, aber viel­leicht soll­te den Wet­ten auf klei­ne­re Tur­nie­re grund­sätz­lich ein Rie­gel vor­ge­scho­ben wer­den. Ich selbst bin noch nie ange­spro­chen wor­den. Hät­te aber auch kei­nen Sinn. Ich sage ganz klar Nein zu jeder Form der Manipulation.

Wel­che Tipps und Erfah­run­gen wür­dest du jun­gen Nach­wuchs­port­lern mit auf ihren Weg geben?

Gera­de in jun­gen Jah­ren, wenn es dar­um geht, Rich­tungs­ent­schei­dun­gen zu tref­fen, ist ein gutes, sta­bi­les Umfeld, das dich lei­tet, wahn­sin­nig wich­tig. Denn in die­ser Pha­se kommt es nicht nur auf den kurz­fris­ti­gen Erfolg an, son­dern auf eine lang­fris­ti­ge Wei­chen­stel­lung, die auch das Leben neben und nach dem Sport mit­ein­schließt. Mei­ne Bot­schaft an den Nach­wuchs: Stellt euch breit auf, pro­biert unter­schied­li­che Sport­ar­ten aus, fin­det her­aus, was euch am meis­ten liegt und ihr ein gan­zes Sport­ler­le­ben machen wollt. Ich habe dies mit Ten­nis gefun­den und mei­ne Ent­schei­dung getrof­fen. Dar­aus zie­he ich all die Begeis­te­rung für mei­nen Sport und die Moti­va­ti­on, das alles auf mich zu nehmen.