Heu­te im Inter­view: Der frisch­ge­ba­cke­ne Euro­pa­meis­ter im Ju-Jutsu “Fight­ing”

Baris­ta: Du kommst gera­de als baye­ri­scher Lan­des­trai­ner von der Ju-Jutsu-EM zurück. Mit zwei Gold­me­dail­len – als Akti­ver. Herz­li­chen Glückwunsch!

Lukas Bom­bik: Ja, es lief bei der Heim-EM in Gel­sen­kir­chen tat­säch­lich noch mal rich­tig gut für mich und unser acht­köp­fi­ges baye­ri­sches Fight­ing-Team. Wir konn­ten je eine Gold- und Sil­ber­me­dail­le, sowie drei wei­te­re Bron­ze­me­dail­len holen. Bis auf eine Bron­ze­me­dail­le waren das alle Fight­ing-Medail­len für das deut­sche Team. Dass ich dazu zum Abschluss mei­ner akti­ven Kar­rie­re noch ein­mal selbst mit Gold im Ein­zel- und als Team­mit­glied bei Team-Gold zum Erfolg des deut­schen Teams bei­tra­gen konn­te, war ein Traum und mach­te es für mich noch­mal run­der und schö­ner. Jetzt kann ich mich im Ju-Jutsu noch mehr auf mei­ne Trai­ner­auf­ga­ben, das tol­le baye­ri­sche Team und unse­ren Ver­ein kon­zen­trie­ren, wor­auf ich mich schon echt freue.

Wie bringst du Leis­tungs­sport und dein Ehren­amt als Lan­des­trai­ner unter einen Hut und wie willst du selbst Ath­le­tin­nen für Ehren­amt und Nach­wuchs­leis­tungs­sport begeistern?

Eine gute Fra­ge. Es ist natür­lich oft­mals nicht ein­fach alles unter einen Hut zu brin­gen, da es viel Zeit und Ener­gie erfor­dert. Da ich das alles jedoch aus Lei­den­schaft mache, fällt es mir doch auch irgend­wie leicht, neh­me ich mir ger­ne die Zeit für all die Auf­ga­ben, Trai­nings und unser tol­les Team und dadurch die gro­ße Begeis­te­rung in Kauf.

Ich gebe mir zumin­dest gro­ße Mühe als Vor­bild vor­an­zu­ge­hen und zu ver­mit­teln, wie erfül­lend das Ehren­amt & Trai­ner­da­sein ist und wie viel Spaß es macht. Und das aus abso­lu­ter Über­zeu­gung, denn ich sel­ber betrei­be seit 24 Jah­ren Ju-Jutsu, bin im Grun­de genom­men seit 2009 Mit­glied im Bun­des­ka­der und konn­te schon ein paar Titel bei Welt- und Euro­pa­meis­ter­schaf­ten wie auch bei natio­na­len Meis­ter­schaf­ten gewin­nen. Und es war mir von Anfang an eigent­lich klar, dass ich mich als Trai­ner ein­brin­gen und, damals dem Ver­ein, auch was zurück­ge­ben und mei­nen Bei­trag zur Nach­wuchs­för­de­rung leis­ten möch­te. Ange­fan­gen hat das mit 14 Jah­ren als Assis­tenz­trai­ner, bald dar­auf als Kin­der- und Jugend­trai­ner sowie auch als Wett­kampf­trai­ner im Ver­ein. Irgend­wann mit ca. 20 Jah­ren ging es dann wei­ter als Stütz­punkt­trai­ner in Bay­ern und seit 2019 dann als baye­ri­scher Lan­des­trai­ner. Ich habe also seit jeher ver­sucht etwas zurück­zu­ge­ben, mich im Ehren­amt ein­zu­brin­gen und das lege ich auch mei­nen Ath­le­ten von Anfang an nahe. Dabei bin ich aber auch sehr klar mei­nen Ath­le­ten gegen­über, als dass man sich nicht blind aufs Ju-Jutsu stür­zen soll­te und par­al­lel dazu noch einen wei­te­ren Plan im Leben braucht. Vom Ju-Jutsu als Pro­fi zu leben, ist in Deutsch­land nahe­zu unmög­lich. In mei­nem Fall war da bspw. der Plan zunächst ein Stu­di­um im Bereich Wirt­schafts­in­ge­nieurs­we­sen in Mün­chen und mitt­ler­wei­le eine Kar­rie­re in der frei­en Wirt­schaft in ver­schie­dens­ten Posi­tio­nen, wobei mich der Leis­tungs­sport und die Trai­ner­tä­tig­keit schon sehr wei­ter­ge­bracht haben.

Wel­che Unter­stüt­zung benö­ti­gen akti­ve Wett­kampf­sport­ler vom Verband?

Wir sind in Deutsch­land, vor allem aber in Bay­ern mit Ju-Jutsu auf einem sehr guten Weg und spie­len inter­na­tio­nal leis­tungs­tech­nisch eine gro­ße Rol­le. Aller­dings kann und muss die Unter­stüt­zung immer noch bes­ser wer­den. Damit dies so bleibt und noch wei­ter aus­ge­baut wer­den kann, müs­sen wir den Wett­kampf all­ge­mein (Fight­ing, Duo und BJJ) in den Ver­ei­nen bes­ser för­dern, die Trai­ner beim Auf­bau unter­stüt­zen und ihnen, falls nötig oder gewünscht, auch das Rüst­zeug (Didak­tik, Sport­art- und dis­zi­pli­nen­spe­zi­fi­sche Trainingsmethoden/Inhalte usw.) hier­für an die Hand geben. Damit wir mög­lichst vie­le Talen­te in den Lan­des- und Bun­des­ka­der brin­gen kön­nen, brau­chen wir eine wesent­lich brei­te­re Basis, um den ent­spre­chen­den Nach­wuchs in den Ver­ei­nen abho­len zu kön­nen und ihnen dann die Mög­lich­kei­ten, Per­spek­ti­ven und auch den Spaß an die­sem tol­len Sport und auch dem Leis­tungs­sport auf­zu­zei­gen. Das geht nur mit ent­spre­chend pro­fes­sio­nel­len Struk­tu­ren im Leis­tungs­sport bei gleich­zei­ti­ger För­de­rung und Stär­kung des Ehren­amts für die Basis.
Denn das ist nicht nur in unse­rer Sport­art das tra­gen­de Fun­da­ment jeg­li­chen Erfolgs, sei es auf Ver­eins- oder dann auch wei­ter­füh­rend auf Lan­des- und Bundesebene.