Gelun­ge­ner Aus­bil­dungs­auf­takt zum*r Demokratietrainer*in

Es ist Frei­tag­abend in der Ten­nis­Ba­se in Ober­ha­ching: Zehn enga­gier­te Per­so­nen, alle­samt aus ganz unter­schied­li­chen Regio­nen in Bay­ern und über vie­le Sport­ar­ten ver­teilt, ler­nen sich lang­sam ken­nen. Sie haben sich für das ers­te Modul in der Aus­bil­dung zum Demo­kra­tie­trai­ner getrof­fen, die Team Sport Bay­ern (TSB) in die­sem Jahr orga­ni­siert. Ins­ge­samt ste­hen sechs Modu­le vom Umgang mit Kon­flik­ten bis hin zur inter­kul­tu­rel­len Kom­pe­tenz an. Das ers­te Modul umfasst Inhal­te zum The­ma Gewalt­prä­ven­ti­on. Durch­ge­führt wird das Semi­nar von Sabi­ne und Fritz Schwei­bold, die bereits 2014 die Aus­bil­dung zum Demo­kra­tie­trai­ner – damals auf Bun­des­ebe­ne – durch­lau­fen haben. Das Wochen­en­de in Ober­ha­ching ist der Auf­takt für die ers­te Aus­bil­dung ihrer Art in Bay­ern. Das Teil­neh­mer­feld ist bunt gemischt: Die Sport­ar­ten Ju Jutsu, Kanu, Bil­lard, Tisch­ten­nis, Fit­ness und sogar Roll­erder­by sind ver­tre­ten. Auch die Erfah­run­gen sind ganz unter­schied­lich: Man­che der Teil­neh­men­den möch­ten etwas für den eige­nen Ver­ein ansto­ßen, ande­re wer­den auf Ver­bands­ebe­ne aktiv. Wie­der ande­re neh­men viel für ihre all­täg­li­che Arbeit mit.

Am Frei­tag geht es vor allem mit der Orga­ni­sa­ti­on der Aus­bil­dung los: Alle Teil­neh­men­den sol­len am Ende der Modul­rei­he ein Pra­xis­pro­jekt durch­füh­ren, das Bezug zu den Inhal­ten der Aus­bil­dung hat. Das kön­nen ein Work­shop, eine Lehr­maß­nah­me oder ganz unter­schied­li­che Pro­jekt­ideen sein. Anschlie­ßend geht es in die inhalt­li­che Arbeit. Dozent Fritz Schwei­bold führt in den Gewalt­be­griff ein: Er unter­schei­det zwi­schen kör­per­li­cher, psy­chi­scher und ver­ba­ler Gewalt. Im Lau­fe des Wochen­en­des wird klar, was dar­un­ter zu ver­ste­hen ist – und auch, wie die Berei­che alle zusam­men­hän­gen. Am Sams­tag stel­len Sabi­ne und Fritz das „Gewalt­ba­ro­me­ter“ vor. Sie tei­len dazu Bil­der aus, die ver­schie­de­ne poten­zi­ell gewalt­vol­le Situa­tio­nen zei­gen. Jede*r Teilnehmer*in darf nun auf einer Ska­la von 1 bis 10 ent­schei­den, wie gewalt­voll die gezeig­te Sze­ne ist. Unter den Teil­neh­men­den ent­brennt schnell eine Dis­kus­si­on, wie mit den ein­zel­nen Bil­dern zu ver­fah­ren ist. „Es ist ganz wich­tig dabei: Es gibt weder ein Rich­tig noch ein Falsch“, erläu­tert Sabi­ne Schwei­bold. Denn die Wahr­neh­mung von Gewalt sei subjektiv.

Die Dis­kus­si­ons­kul­tur in der Grup­pe ist gut: Die Teil­neh­men­den erzäh­len zuhauf von eige­nen Erfah­run­gen mit dem The­ma, geben wich­ti­ge Impul­se für den rich­ti­gen Umgang mit in die Run­de. Anschau­lich wird es vor allem in den Simu­la­tio­nen: Vier Teil­neh­men­de stel­len eine Situa­ti­on nach, bei dem zwei Ver­eins­vor­sit­zen­de mit einem Eltern­paar kon­fron­tiert wer­den, deren Toch­ter im Turn­trai­ning mut­maß­lich sexu­ell beläs­tigt wur­de. Für die gesam­te Grup­pe eine sicht­lich her­aus­for­dern­de Situa­ti­on. Auch beim The­ma Mob­bing: In einem Expe­ri­ment soll gezeigt wer­den, wie unter­schied­lich agie­ren­de Grup­pen auf außen­ste­hen­de Per­so­nen wir­ken. Auch hier ist das Gesprächs­po­ten­zi­al groß.

Trotz der Ernst­haf­tig­keit des The­mas kommt der Spaß im Semi­nar nicht zu kurz: Die Teil­neh­men­den ler­nen „das Band“ ken­nen, ler­nen dabei etwas über die Dyna­mi­ken von Grup­pen. Danach ver­su­chen sie zusam­men­zu­ar­bei­ten, um eine Kugel durch ein ver­win­kel­tes Schlau­sys­tem zu bugsieren.

Das Fazit nach dem inten­si­ven Wochen­en­de rund um die Gewalt­prä­ven­ti­on: Es ist wich­tig, für das The­ma zu sen­si­bi­li­sie­ren, Erfah­run­gen aus­zu­tau­schen und auch Res­sour­cen ken­nen­zu­ler­nen, die im Fall der Fäl­le ange­wen­det wer­den kön­nen. Wei­ter geht es für die zehn Teil­neh­men­den am Wochen­en­de vom 11. bis zum 13. Novem­ber. Dann wird es um den Aspekt Kon­flikt­ma­nage­ment gehen.

Text: Juli­an Hörndlein