Mit Blick auf die stei­gen­den Infek­ti­ons­zah­len wer­den in Bay­ern die Coro­na-Regeln wie­der ver­schärft. Schon zum Wochen­en­de sol­len die neu­en Maß­nah­men grei­fen. Für den Sport heißt dies, dass die bis­he­ri­ge 3‑G-Regel (geimpft, gene­sen, getes­tet) dann durch 3G plus abge­löst wird — Unge­impf­te brau­chen also einen nega­ti­ven PCR-Test.

„Fak­tisch bedeu­tet dies eine Aus­gren­zung von unge­impf­ten Sport­lern, Trai­nern und Betreu­ern sowie sehr hohe Kos­ten für die von Coro­na ohne­hin finan­zi­ell schwer getrof­fe­nen Ver­ei­ne“, erklärt Flo­ri­an Gei­ger, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der TEAM Sport-Bay­ern e.V. und Vize­prä­si­dent Sport im Baye­ri­schen Rin­ger­ver­band. „Wir appel­lie­ren an die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung, bei der Neu­fas­sung der Regeln die spe­zi­fi­schen Belan­ge des Sports und sei­ner sozi­al-inte­gra­ti­ven und gesund­heits­för­dern­den Akti­vi­tä­ten zu berück­sich­ti­gen und nach ent­spre­chend prak­ti­ka­blen und finan­zier­ba­ren Lösun­gen zu suchen. TEAM Sport-Bay­ern und die Sport­fach­ver­bän­den bie­ten dabei ihre Unter­stüt­zung an – aus der Pra­xis für die Pra­xis,“ sagt Eva Straub, stell­ver­tre­ten­de TSB-Vor­sit­zen­de und Prä­si­den­tin des Ju-Jutsu-Ver­ban­des Bay­ern e.V.

Auf die Ampel kommt’s an

Die Grund­la­ge für die Ver­schär­fung der Coro­na-Maß­nah­men lie­fert die soge­nann­te Kran­ken­haus-Ampel und Hot­spot-Rege­lung. Maß­geb­lich dafür ist die Kran­ken­haus­aus­las­tung in den drei Stu­fen Grün, Gelb und Rot. Das heißt: Je stär­ker die Kli­ni­ken aus­ge­las­tet sind, des­to stren­ger sind die Corona-Regeln.

Gelb ist erreicht, wenn in einer Woche mehr als 1.200 Covid-19-Pati­en­ten in Bay­erns Kran­ken­häu­ser kom­men (egal ob auf Inten­siv- oder Nor­mal­sta­ti­on). Hin­zu kommt eine zwei­te Rege­lung: Die Ampel springt auch dann auf Gelb, wenn lan­des­weit mehr als 450 Inten­siv­bet­ten mit Coro­na-Infi­zier­ten belegt sind. Die rote Stu­fe ist erreicht, wenn bay­ern­weit mehr als 600 Inten­siv­bet­ten mit Coro­na-Infi­zier­ten belegt sind

Bei der Warn­stu­fe Gelb, die aktu­ell so gut wie flä­chen­de­ckend in Bay­ern gilt, tritt eine FFP-2-Mas­ken­pflicht in Kraft. Zudem wer­den die Zutritts­re­geln ver­schärft. Für Ver­an­stal­tun­gen, kul­tu­rel­le Ein­rich­tun­gen oder Restau­rants, in denen der­zeit die 3‑G-Regel (geimpft, gene­sen, getes­tet) gilt, wird dann 3G plus ein­ge­führt — Unge­impf­te brau­chen also den mitt­ler­wei­le kos­ten­pflich­ti­gen nega­ti­ven PCR-Test. Bei der Warn­stu­fe Rot wird 2G bay­ern­weit deut­lich aus­ge­wei­tet, zum Bei­spiel bei Kon­zer­ten oder Sportveranstaltungen.

Inte­grie­ren statt ausgrenzen

„Wenn nicht-geimpf­te Sport­ler nicht mehr antre­ten und nicht-geimpf­te Trai­ner nicht mehr arbei­ten kön­nen, der Wett­kampf­be­trieb aber wei­ter­läuft, wür­de das nicht nur die Rang­lis­ten, son­dern auch die För­der­fä­hig­keit von Sport­lern und Sport­ar­ten beein­flus­sen“, erklärt Flo­ri­an Gei­ger das Dilem­ma des Sports. „Der­zeit sei­en in einer Mann­schaft im Schnitt zir­ka sie­ben von zehn Sport­lern geimpft. Das heißt, drei Sport­le­rin­nen und Sport­ler benö­ti­gen pro Spiel-/Kampf­tag einen PCR-Test. Bei drei Mann­schaf­ten und zwei Jugend­mann­schaf­ten bedeu­tet dies bei einem Test­preis von 50 Euro pro Sport­ler zusätz­li­che Aus­ga­ben für den Ver­ein in Höhe von  750 Euro pro Wochen­en­de“, rech­net Gei­ger vor. Da hel­fe auch die zu Beginn des Jah­res ver­dop­pel­te Ver­eins­pau­scha­le nicht mehr. Die sei bereits nach zwei Wett­kampf­ta­gen aufgebraucht.

Der Trai­nings- und Wett­kampf­be­trieb steht auf der Kippe

Es droht ein chao­ti­sches Sport-Wochenende

Beson­ders frus­trie­rend für Ver­ei­ne sei, so Gei­ger wei­ter, die zu wenig kon­kre­te Infor­ma­ti­on aus den Minis­te­ri­en. „Wenn plötz­lich Sport­ler nicht mehr antre­ten kön­nen, weil ihnen der PCR-Test fehlt, hat ein Ver­band kei­ne Gele­gen­heit mehr, sei­ne Wett­kämp­fe am Wochen­en­de mit dem nöti­gen Vor­lauf abzu­sa­gen, ohne Regress­an­sprü­che fürch­ten zu müs­sen.“ Und genau dies wür­de pas­sie­ren.  „War­um soll eine Mann­schaft über­haupt antre­ten, wenn schon im Vor­aus klar ist, das auf Grund zu weni­ger Sport­ler der Kampf/das Spiel nicht mehr gewin­nen ist.“ Da müs­se man jetzt an die Poli­tik die Fra­ge stel­len, wer über­nimmt die Aus­fall­kos­ten, die durch die feh­len­de ver­bind­li­che Rege­lung ent­ste­hen? Das glei­che gel­te für Rei­se­kos­ten von exter­nen Sport­lern, die schon am Don­ners­tag ange­reist sei­en, Rück­erstat­tun­gen von Ein­tritts­kar­ten, die bereits ver­kauft sind, weg­fal­len­de Cate­ring-Ein­nah­men und die Kos­ten für die bereits bestell­ten Lebens­mit­tel und Getränke.

„Die so gefass­ten Coro­na-Regeln gehen dem Sport an die Exis­tenz“, warnt Eva Straub. Das sei auch im Sin­ne einer ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Gesund­heits­po­li­tik kon­tra­pro­duk­tiv. „Der Scha­den, den feh­len­der Sport lang­fris­tig in unse­rer Gesell­schaft anrich­tet, wird ver­mut­lich genau dort­hin füh­ren, was mit den Maß­nah­men gera­de ver­hin­dert wer­den soll: das Kol­la­bie­ren unse­res Gesundheitssystems.“