Duale Karriere

Neues aus dem Bereich Duale Karriere

Schulnotstand im Nachwuchsleistungssport

Alarmstufe Rot in Bayern

Olympiasieger fallen nicht vom Himmel. Um aus Talenten die Sieger von morgen zu machen, müssen Leistungssport und Schule Hand in Hand gehen. Doch darum steht es ausgerechnet in Bayern, wo der schulische Qualitätsanspruch hoch ist, im Sommersport besonders schlecht. In Bezug auf das Schulsystem für Leistungssportler zählt der Freistaat national und international zu den Schlusslichtern.

Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl wartet Bayern mit der zweitschlechtesten Abdeckung mit Eliteschulen des Sommersports auf (nur Niedersachsen ist hier noch etwas schlechter ausgestattet). Zudem fehlen Partnerschulen für den Sommersport als Basis für die Eliteschulen des Sports.

Um auch künftig noch jugendliche Athleten zu Olympiasiegern entwickeln zu können, hat die Arbeitsgruppe Schule, Leistungssport, Duale Karriere im TEAM Sport-Bayern jetzt konkrete Vorschläge der Gegensteuerung entwickelt.

„Der Freistaat muss im Verbund mit den Sportfachverbänden den bayerischen Talenten helfen, konkurrenzfähig zu werden und gleichzeitig zu hohe Drop-out-Quoten sowie die Abwanderung in andere Bundesländer verhindern.“

 

Armin Zimmermann (TSB-Vorstand Leistungssport und Schatzmeister Bayerischer Baseball und Softball Verband e.V.)  

Kann ausreichend Leistung entstehen, wenn die Kinder und Jugendlichen sich täglich am oder über dem Anschlag des Leistbaren befinden? Wieviel können und wollen wir unseren schulpflichtigen Athleten zumuten? Sind Leistungssport und Schule bis zum Abitur noch vereinbar?

„Nachwuchsleistungssport und Schule müssen Hand in Hand gehen. Da haben wir in Bayern Nachholbedarf“

 

Fritz Fischer – mehrfacher Medaillengewinner und Olympiasieger, ehem. Disziplintrainer der Biathlon-Herren-Nationalmannschaft und DSV-Nachwuchs-Scout

„Um international mithalten zu können, muss der entsprechend hohe Trainingsaufwand mit Schule vereinbar sein“

 

Boris Becker – ehem. Weltranglisten-Erster, dreifacher Wimbledon- und Olympiasieger

„Das staatliche Schulsystem in Bayern ermöglicht einem Leistungssportler kaum, seine sportliche Leistung parallel zur Schule zu entwickeln.“

 

Marcel Nguyen – mehrfacher Europameister und Olympischer Medaillengewinner

„Wenn wir deutschlandweit und international konkurrenzfähig bleiben wollen, brauchen wir dringend neue Lösungen in Sachen Schule für unsere Athleten. “

 

Michael Kohlmann – Head of Men´s Tennis, DTB

„In meiner Sportart ist die Trainingsbelastung so hoch, dass sie kaum mit der hohen schulischen Belastung in Bayern in Einklang zu bringen ist"

 

Lukas Dauser –Geräteturner, Vize-Europameister (2017), EM-Bronze 2021 mehrfacher deutscher Meister und Olympiateilnehmer Tokio 2021

„Man muss es aber schaffen, den Athleten den Alltag zu erleichtern, was mit der digitalen Schule aus meiner Sicht gut möglich wäre"

 

Max Rehberg – Tennisspieler, DTB Jugendrangliste Nr. 1, ITF-Jugendweltrangliste Nr. 29 (Feb.2021)

„Ich habe schon zu Beginn der 9. Klasse nach Mannheim gewechselt, weil es an meiner Schule sonst mit Training und Turnieren nicht mehr funktioniert hätte“

 

Maximilian Homberg – Tennisspieler DTB Jugendrangliste Nr. 5, ITF-Jugendweltrangliste Nr. 68 (Feb.2021)

„Wenn ich in Bayern und nicht in Mannheim Abitur gemacht hätte, wäre es nicht möglich gewesen, so zu trainieren und all die Turniere zu spielen“

 

Philip Florig – Tennisspieler DTB Jugendrangliste Nr. 3, ITF-Jugendweltrangliste Nr. 56 (Juni 2021)

„Es wurden von mir bereits in meiner Zeit am Sportinternat jeden Tag Spitzenleistungen gefordert, die Schule machte da keine Ausnahme.“

 

Clemens Wickler – mehrfacher deutscher Meister, Beachvolleyballer des Jahres 2018, 2019 und aktueller Olympiateilnehmer in Tokio

„Wer als Top-Athlet bereits schon im Jugendalter einige Monate im Jahr national und international unterwegs ist, der kann in einem rein aus Präsenz ausgelegten Schulsystem bald nicht mehr folgen.“

 

Maximilian Müller – ehem. Kapitän der Hockeynationalmannschaft, Europa- und Weltmeister sowie zweifacher Olympiasieger

„Wenn Deutschland im internationalen Spitzensport erfolgreich bleiben soll, müssen wir unseren jugendlichen, schulpflichtigen Athleten ein Schulsystem anbieten, das ihre Entwicklung zu Spitzensportlern ermöglicht.“

 

Max Keppler – Minnesota Twins Baseball-Superstar, ehemaliger Kaderathlet des Sportinternat Regensburg

„Ich sehe täglich, wie viel schwerer es unsere bayerischen Nachwuchstalente haben, Schule und Leistungssport miteinander zu vereinbaren.“

 

Matt Vance, 5-facher Deutscher Baseball Meister und Teamcaptain der Guggenberger Legionäre Regensburg, ehemaliger Division 1 Spieler Harvard Baseball

Zahlen – Zahlen – Zahlen

2 Eliteschulen für den Sommersport (EdSo) gibt es in Bayern – bei einer Bevölkerungszahl von 13,1 Millionen Einwohnern. Damit liegt Bayern mit dem Verhältnis von der Bevölkerungszahl zu EdSo unter den Bundesländern an vorletzter Stelle. Zum Vergleich: Bei Spitzenreiter Mecklenburg-Vorpommern kommen 3 EdSo auf 1,6 Millionen Einwohner.

Nur 16 von 33 olympischen Sportarten sind in den beiden EdSo für den Sommersport (München und Nürnberg) in Bayern vertreten. Insgesamt werden dort 350 Talente beschult.

Nur 89 Internatsplätze gibt es in den beiden EdSO in Bayern.

100 % aller bayerischen Medaillengewinner bei den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang 2018 waren zuvor in Eliteschulen für den Wintersport oder Partnerschulen des Sports.

„Wenn wir nicht weiter Talente verlieren wollen, brauchen wir in Bayern ein neues Schule-Leistungssport-Verbundsystem, das auf einer klaren Aufgabentrennung für die schulische bzw. leistungssportliche Ausbildung basiert“, fasst der für den Leistungssport zuständige TSB-Vorstand Armin Zimmermann die Forderungen der Arbeitsgruppe an die Politik zusammen.

Dazu gehöre der Zusammenschluss der drei weiterführenden Schularten in einem Verbundsystem von Partnerschulen mit entsprechenden Leistungssportklassen. Die leistungssportliche Ausbildung und Betreuung der Nachwuchsleistungssporttalente, insbesondere die Bereitstellung geeigneter Trainer und Sportstätten, müsse in diesem Verbund dem jeweiligen Sportfachverband obliegen.